Der Schweizer Stiftungssektor macht sich zukunftsfähig – Mittels Partizipation und Digitalisierung (Der Schweizer Stiftungsreport 2024)

Medienmitteilung

Der Schweizer Stiftungssektor macht sich zukunftsfähig –
Mittels Partizipation und Digitalisierung

Die 13’721 Schweizer Stiftungen entwickeln sich als Teil der Gesellschaft mit. Um zukunftsfähig zu bleiben, investieren sie vermehrt in partizipative Ansätze und Digitalisierung. Der neu publizierte Schweizer Stiftungsreport beleuchtet nebst diesen beiden Entwicklungen auch aktuelle Fakten und Trends. Die Schweiz ist aufgrund ihrer liberalen Rahmenbedingungen zwar ein attraktives Land für Stiftungen, dennoch gibt es eine zunehmende Regulierungsdichte, von denen Stiftungen  betroffen sind. Daneben lancieren die die Kantone vermehrt Massnahmen zur Förderung ihres Stiftungsstandorts. Bei den Stiftungszwecken profitieren Schweizer Kultur- und Freizeitangebote am meisten.

Stiftungen wollen partizipativer arbeiten und die junge Gesellschaft mehr einbinden

Ein Trend, der sich in der Stiftungswelt herausbildet, ist der Einsatz von mehr partizipativen Ansätzen in der Stiftungsarbeit. Diverse Förderstiftungen setzen sich zunehmend für mehr Partizipation u.a. im Förderprozess ein, in dem sie bestimmte Bevölkerungsgruppen mit einbinden. Die Stiftung für Kunst, Kultur und Gesellschaft (SKKG) in Winterthur zeigt an ihrem Beispiel, wie man  dies umsetzen und sogar noch weiterdenken kann.

Die partizipativen Stimmen sollen auch jünger werden. Ein weiterer Trend im Stiftungssektor ist die Involvierung von jüngeren Menschen in der Governance. Stiftungen, die insbesondere Projekte für junge Menschen fördern, wollen spezifisch diese Zielgruppe in der Projektselektion und Geldsprechung involvieren. Die Basler Förderplattform CATAPULT verkörpert diesen Ansatz, denn sie wird von jungen Menschen für junge Menschen gestaltet und verwaltet. Initiiert wurde das Projekt von der Fondation Botnar und es wird von der Stiftung Mercator Schweiz co-finanziert.
In Genf gibt es einen vergleichbaren Ansatz. «Demaimpact» ist ein Experiment mit dem Ziel, junge Menschen in der Westschweiz aktiv in den Prozess der Spendenvergabe und in die Umsetzung der ausgewählten Förderprojekte einzubinden. Hinter dieser Initiative stehen drei Förderstiftungen: die Hans-Wilsdorf-Stiftung, die Oak Foundation und die Swiss Philanthropy Foundation.

Der Stiftungssektor soll digitaler werden

Damit Stiftungen wirkungsvoller und transparenter agieren können, sollen sie digitaler werden. Dazu ist SwissFoundations, der Verband der Schweizer Förderstiftungen, eine Kooperation mit der online Plattform StiftungSchweiz eingegangen. Gemeinsam wollen sie den Sektor online vernetzen, um Übersichtlichkeit, Kollaboration und Wissensaustausch zu fördern. Dabei spielt auch die Anwendung von künstlicher Intelligenz eine Rolle. Im Zuge der Digitalisierung entstehen auch Fragen zu Gesetzesgrundlagen, Ethik und Bildung. Stiftungen können diese Herausforderungen gezielt angehen, weil sie über die nötige Risikofähigkeit verfügen, neu entstandene Gebiete zu fördern.

Der Stiftungssektor verzeichnet eine steigende Regulierungsdichte

Neben Inkrafttreten der Revision des Stiftungsrechts zum 1.1.2024 gab es 2023 zahlreiche Rechtsetzungsprojekte, die den Sektor bewegten. Diese betreffen etwa die Einführung eines Transparenzregisters, den Automatischen Informationsaustausch oder die Liberalisierung der Schweizer Familienstiftung. Daneben sind die Bedingungen der Stiftungsaufsicht im Fokus (z.B. die Gebührenerhöhungen der ESA oder die Schaffung einer gemeinsamen Aufsichtsregion der BVG- und Stiftungsaufsichtsbehörden von Zürich und der Ostschweiz). Insgesamt wird deutlich, dass der Stiftungssektor immer mehr ins Visier der Politik gerät und steigenden gesetzlichen Regulierungen ausgesetzt ist.

Die Kantone wollen attraktiver für Stiftungen werden

Stiftungen schaffen einen Mehrwert für die Gesellschaft und sind somit attraktive Partner für die einzelnen Kantone. Mittels einer wesentlichen Anpassung der Zürcher Steuerpraxis versucht beispielsweise der Kanton Zürich, sich als geeigneter Standort für Stiftungsgründungen zu positionieren. Auch die Kantone Genf und Basel planen gezielte Massnahmen zur Standortförderung.

Die meisten Stiftungszwecke fokussieren sich auf die Förderung von Kultur & Freizeit  

77% der Schweizer Stiftungen konzentrieren sich auf Projekte im Inland und ergänzen somit das Handeln von Bund und Kantonen. In den letzten 10 Jahren wurde bei der Zweckfestlegung bei Stiftungsgründungen am stärksten Kultur & Freizeit, Bildung & Forschung und Soziale Dienste favorisiert. An fünfter Stelle kommt der Umweltschutz, nach dem Gesundheitswesen.
Wenn man die Stiftungszwecke anhand der UN Sustainability Development Goals (SDGs) kategorisiert, sind SDG 10 «weniger Ungleichheiten», und SDG 3 «Gesundheit und Wohlergehen» am häufigsten vertreten.

Weitere Auskünfte:

  • Jasmin Guggisberg (SwissFoundations, Kommunikation) guggisberg@swissfoundations.ch, 044
  • 440 00 10;
  • Sabrina Grassi (SwissFoundations, Präsidium, GE), s.grassi@swissphilanthropy.ch, 022 732 55 54;
  • Prof. Dr. Georg von Schnurbein (CEPS), georg.vonschnurbein@unibas.ch, 061 207 23 92;
  • Prof. Dr. Dominique Jakob (Zentrum für Stiftungsrecht), dominique.jakob@ius.uzh.ch, 044 634 1576.

Der Schweizer Stiftungsreport erscheint 2024 bereits in seiner fünfzehnten Ausgabe und wird jährlich vom Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel, von SwissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, und dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich publiziert. Er enthält aktuelle Zahlen, Fakten und Trends aus dem In- und Ausland und soll zu einer besseren Wissensgrundlage im Stiftungswesen beitragen. Der Report erscheint in deutscher und französischer Sprache. Beide Versionen stehen ab dem 3. Juni 2024 unter www.stiftungsreport.ch kostenlos zum Download zur Verfügung. Gedruckte Ausgaben (CHF 25 pro Exemplar) können via info@wissfoundations.ch vorbestellt werden.

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