Themendossier „Reformstau“: Im Verhältnis zwischen Politik und Philanthropie ist Vertrauen entscheidend
Der Staat ist verstaubt und ineffizient. Philanthropie ist ein Hobby, bei dem nach dem Lust-und-Laune-Prinzip Geld zum Fenster rausgeschmissen wird – So oder so ähnlich lauten die Vorurteile, welche sich gemäss der ehemaligen Staatskanzlerin Anja Wyden Guelpa in den Köpfen von Politikern und Stiftungen festgesetzt haben. Um diese Vorurteile zu überwinden braucht es einen konstruktiven Dialog sowie handfeste Reformen. Wo ansetzen? Unter dem Titel „Reformstau“ versammelt das Themendossier, welches SwissFoundations gemeinsam mit dem Schweizer Monat initiiert hat, Stimmen beider Lager und bringt damit die Diskussion ins Rollen.
Ein Reformbedarf wird dabei auf beiden Seiten gleichermassen verortet. Während Stiftungen auf liberale Rahmenbedingungen und den Schutz stifterischen Wirkens seitens der Politik angewiesen sind, setzt dies das Verständnis über den Nutzen von Stiftungen in der Gesellschaft voraus. Doch über die wichtige Rolle der Philanthropie in der Schweiz wird nach Meinung von Beat Walti, u.a. Stiftungsratspräsident der Ernst Göhner-Stiftung, zu wenig kommuniziert. Dies liegt einerseits in der Natur der Sache, namentlich der starken Heterogenität der Schweizer Stiftungsstandortes und der damit verbundenen Schwierigkeit, gemeinsame Positionen zu finden. Andererseits ist die Erzeugung einer gewissen Sichtbarkeit des eigenen Wirkens Pflicht einer jeden Stiftung, so Walti. Sichtbarkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für Vertrauen und somit zentral, wenn es darum geht sicherzustellen, dass die Skepsis, mit der Stiftungen begegnet wird, nicht in einen Generalverdacht umschlägt.
Im Vertrauensaufbau sieht auch Georg von Schnurbein, Direktor Center for Philanthropy Studies (CEPS), einen zentralen Faktor für eine gelingende Zusammenarbeit zwischen Politik und Stiftungen. Die Reform staatlicher Rahmenbedingen für die Philanthropie geht weit über die Diskussion bezüglich Steuerentlastungen hinaus. Wichtiger wäre es gemäss von Schnurbein ein partnerschaftliches Verhältnis aufzubauen, das auch eine inhaltliche Komponente hat und neben finanziellen Zusagen auch Diskussionen über Konzepte und Projekte zulässt. Eine staatliche Strategie zur Philanthropie wäre zu befürworten. Der Kanton Genf hat diesbezüglich bereits einiges an Vorarbeit geleistet. Die Kantone Aargau und Bern untersuchen gerade Möglichkeiten diesbezüglich in der Kulturförderung.
Über die Ausgestaltung des Dialogs zwischen Politik und Stiftungen diskutieren wir am 1. Oktober 2019 am traditionellen Stiftungsgespräch in Zürich. Zur Anmeldung geht es hier, die Platzzahl ist beschränkt.
Illustration: Christina Baeriswyl
Tags