Eine Win-Win-Situation: Die Gebert Rüf Stiftung berichtet über Projektkommunikation auf Augenhöhe
Die Gebert Rüf Stiftung wurde 1997 vom Unternehmer Heinrich Gebert als Wissenschafts- und Innovationsstiftung gegründet. In Einklang mit ihrem Leitspruch «Wissenschaft.Bewegen» ist auch «Public Understanding of Science» ein Förderziel. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt die Stiftung im Bereich der Projektkommunikation einen innovativen Ansatz. Können auch andere Förderstiftungen für ihre Projektkommunikation von den Erfahrungen der Gebert Rüf Stiftung lernen? Um dies zu erfahren, sprach Katharina Guggi, SwissFoundations, mit Pascale Vonmont und Jacqueline Grollimund, Gebert Rüf Stiftung.
Gemäss eurer Website verpflichtet sich ein Projektpartner im Rahmen der Projektkommunikation an einem «Smovie Workshop» teilzunehmen sowie einen «Final Impact Clip» zu erstellen. Wie kam es dazu und was steckt dahinter?
In der Vision von unserem Stifter Heinrich Gebert («Wohlstand dank Innovation») ist Wissenschaft ein Teil der Gesellschaft. Wissenschaftskommunikation ist hierfür zentral und diese wollen wir beispielsweise mit dem Handlungsfeld Scientainment gezielt fördern. Darüber hinaus möchten wir in unserer Kommunikation mit gutem Beispiel vorangehen – „walk the talk“ könnte man sagen – und authentisch sein, indem wir die Projekte selber zu Wort kommen lassen.
In den eintägigen Smovie Workshops erlernen die Teilnehmenden die Grundlagen des Filmhandwerks. Interviewtechnik, Reden vor der Kamera, Voiceover, Schneiden – all das mit ihrem Smartphone als Werkzeug. Nach Abschluss des Projekts erstellt jedes Team einen zweiminütigen Kurzfilm – den sogenannten Final Impact Clip – der veranschaulicht, was mit der Unterstützung der Stiftung erreicht wurde.
Wie reagierten die Projektpartner auf den Film-Workshop?
Um von unserem eigenen Erfahrungsschatz zu profitieren, haben wir den Workshop zuerst selber im Team durchgeführt. Doch auch die Projektpartner waren gleich zu Beginn sehr motiviert und die Kurse waren schnell ausgebucht – für einen maximalen Lerneffekt ist die Teilnehmerzahl auf acht beschränkt. Dass sich die Projekte gegenseitig kennenlernen und sich dadurch Disziplinen vermischen, sind tolle Nebeneffekte. Nach knapp drei Jahren hat sich der eintägige Workshop bewährt – inzwischen bieten wir die Kurse auf Deutsch und Englisch an. Um die Workshops auch in der COVID-Zeit durchführen zu können, haben wir auf ein Online-Konzept umgestellt, welches ebenfalls rege genutzt wird.
Welche Zielgruppe möchtet ihr mit den Impact Clips ansprechen?
Mit dem Impact Clips wollen wir die Vielfalt und die Wirkung unserer Förderarbeit aufzeigen. Der persönliche Touch ist uns dabei wichtig, Perfektion zweitrangig. Die Filme dienen als Schaufenster für die Stiftungsarbeit und für Best Practice. Sie machen quasi Werbung, um weitere gute Projekt anzuziehen und steigern gleichzeitig die Aufmerksamkeit für die einzelnen Innovationen. Dazu veröffentlichen wir die Filme auf unserem YouTube-Kanal und posten sie mit einem Statement zum Projekt und passenden Hashtags auf Twitter und Linkedin. Damit erreichen wir also in erster Linie unsere Projektcommunity. Interessant sind die Filme zudem für die Kommunikation mit unseren Stiftungsräten – diese schicken wir ihnen jeweils in Form eines digitalen Newsletters viermal im Jahr.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern in der Kommunikation?
Wir machen bewusst projektbezogene Kommunikation und wollen Selbstreferenz vermeiden, folglich ist der Einbezug von Projektpartnern zentral. Die eingereichten Filme werden nach objektiven Kriterien geprüft, beispielsweise ob rechtliche Aspekte eingehalten wurden. Falls das Resultat mal nicht überzeugt, geben wir natürlich Feedback. Letztendlich liegt die Entscheidung bei uns, etwas zu veröffentlichen. Doch ist es uns ja gerade ein Anliegen keinen Einheitsbrei sondern die Forschungsvielfalt und Wirkung zu zeigen.
Hatte ihr zuvor anderen Ideen, wie man Kommunikation zu Gunsten der Stiftungsarbeit einsetzen könnte?
Früher haben wir unsere Projektpartner gebeten, uns ein exemplarisches Ausstellungsobjekt ihrer Arbeit zur Verfügung zu stellen. Das war natürlich äusserst spannend und unterhaltsam, doch hat das langfristig, auch wegen unseren beschränkten Büroräumlichkeiten, nicht funktioniert. Ein weiterer Ansatz, den wir über mehrere Jahre verfolgt haben, bestand in Medientrainings für Wissenschaftler am MAZ (die Schweizer Journalistenschule). Die Trainings dauerten zwei Tage, das war den Leuten zu viel. Im Vergleich dazu sind die Smovie Workshops spielerischer und benötigen weniger Überzeugungsarbeit. Das liegt aber auch daran, dass sich die Wissenschaftskommunikation in den letzten Jahren stark verändert hat: Hochschulen haben Öffentlichkeitsstellen eingerichtet und die Eigenkommunikation über Social Media hat zugenommen. Darüber hinaus müssen Forscher für Projektfördergelder immer öfter vor einer Fachjury pitchen. Durch die Smovie Workshops erhalten sie somit ein Zusatztraining, wenn es darum geht öffentlich aufzutreten und ihr Projekt kurz und verständlich zu präsentieren.
Was würdet ihr anderen Stiftungen raten, die sich überlegen ihre Projektpartner in die Kommunikation zu integrieren?
Zusammengefasst ist es ein Mehraufwand mit Mehrwert. Die Geförderten sind zentral für die Wahrnehmung unserer Arbeit. Durch die gemeinsamen Gespräche verändert sich unser Dialog und es macht darüber hinaus auch noch Spass. Doch Leute zu Wort kommen und über ihr Projekt reden zu lassen ist ein erster Schritt; wichtig ist jedoch, die individuelle Projektkommunikation in ein durchdachtes Kommunikationskonzept der Stiftung zu integrieren. Die Zugehörigkeit zur Stiftung, beispielsweise durch einheitliche Bilder und Hashtags, muss eindeutig und wiederkehrend sein, die Texte kurz und ansprechend. Alles in allem muss man bereit sein Zeit und Mittel in ein gutes Konzept zu investieren. Doch für die Transparenz unserer Arbeit lohnt sich dieser Aufwand. Denn es macht durchaus einen Unterschied, ob man nur Statements abbildet oder ob man Menschen persönlich zu Wort kommen lässt und Ihre Arbeit in den Fokus stellt – eine Win-Win-Situation.
Die Gebert Rüf Stiftung bietet die Film-Workshops zusammen mit Smovie an.
Die Übersicht aller bisher veröffentlichten Impact Clips finden Sie hier.
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