Förderung in Krisenzeiten – Beobachtungen der letzten Wochen
Fünf Wochen Lockdown in der Schweiz liegen hinter uns. Aber auch fünf Wochen in denen wir im engen Austausch mit unseren Mitgliedern und Partnern sehen konnten, wie Stiftungen in Krisensituationen reagieren und was sie in kürzester Zeit auf die Beine stellen.
Koordination zur lückenlosen Abdeckung
Einlassbeschränkungen und geschlossene Veranstaltungslocations – Der Kultursektor und damit auch die Stiftungen, welche in diesem Bereich aktiv sind, waren die Vorhut, welche die Corona-Krise direkt zu spüren bekamen. Innert kürzester Zeit konnte hier ein regelmässiger Austausch mit Kantonen und Organisationen wie Pro Helvetia und Swiss Culture Sociale etabliert werden, um zu bestimmen, wo es Lücken in der Unterstützung für Kulturschaffende gibt, welche sinnvollerweise von Stiftungen abgedeckt werden könnten.
Kulanz wird grossgeschrieben
Kulturstiftungen ebenso wie Stiftungen mit anderen Förderbereichen ist es ein Anliegen, der Unsicherheit bei ihren Partnern entgegenzuwirken, wie das Beispiel der Arcanum Stiftung zeigt: Bereits gesprochene Förderbeiträge werden ausbezahlt und bei einzelnen Projekten wird individuell geprüft, ob die Zweckbindung aufgehoben werden kann. Um rasch reagieren zu können, fokussiert man weniger auf formales Reporting und stellt dafür den direkten Austausch in den Vordergrund. Was grundsätzlich hilft, ist eine rasche und klare Kommunikation seitens der Stiftungen, wie auch die vielen anderen Beispiele von unseren Mitgliedern zeigen. Die Empfehlung von SwissFoundations zum Stiftungsengagement, ebenso wie andere internationale Aufrufe, verleihen eben diesem Bedürfnis nach Einheitlichkeit und Orientierung, auch für Stiftungen selbst, Ausdruck.
Nothilfefonds für Partner und zum Pooling von Ressourcen
Gerade bei frei verwendbaren Mitteln, wie auch bei Nothilfefonds, kann das Missbrauchsrisiko mittels Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern vermindert werden. Statt neue Partnerschaften einzugehen, wird versucht die bestehenden zu stärken, wie die Beispiele der Christoph Merian Stiftung und der Roger Federer Foundation zeigen. Besonders zentral ist die Abklärung, ob es nicht bereits bestehende Fonds mit derselben oder einer ähnlichen Zielsetzung gibt, denn ein Bündeln der Kräfte ist ratsam und effektiv. Umso wichtiger ist die aktive Kommunikation bei Nothilfefonds, denn sie erlaubt nicht nur eine faire Zugänglichkeit, sondern macht diesen auch für weitere, allenfalls kleinere Förderstiftungen sichtbar, die ihre vorgesehenen Mittel poolen möchten. Auch unsere Sammlung von Nothilfefonds wird laufend aktualisiert.
Keine Zukunft vermeiden
Je länger die Krise anhält und die Diskussionen über den Ausstieg zunehmen, desto lauter stellt sich die Fragen nach dem Danach. «Man will keine Zukunft vermeiden», doch auch Stiftungen haben nicht unbegrenzte Ressourcen, zumal die Erträge dieses Jahr sicherlich kleiner ausfallen als letztes Jahr. Während die einen Stiftungen ihre Ressourcen vorübergehend neu verteilen, adaptieren andere ihre Förderarbeit und intensivieren diese (vgl. Trafigura Foundation und elea Foundation). Für alle Stiftungen stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Krise langfristig auf ihre Arbeit haben wird und wie sich auch über die kommenden Jahre eine nachhaltige Förderung sicherstellen lässt. Um darauf Antworten zu finden, wird SwissFoundations seine Mitglieder auch weiterhin bestmöglich informieren, koordinieren und vernetzten. Wenn etwas in dieser Krise besonders deutlich wurde, dann auf jeden Fall, dass wir Wissen und Informationen teilen müssen, um davon profitieren zu können.
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