Einblicke in die Appenzeller Stiftungslandschaft – stellvertretend für die Schweiz

Sei es die selbstauferlegte Diskretion von Stiftungen oder schlicht Unwissenheit  – Stiftungen wird immer noch mit Skepsis begegnet. In einem ausführlichen Interview reflektiert Heinz Stamm, selbst Stiftungsratspräsident mehrerer Stiftungen, einige dieser wiederkehrenden Themen mit Blick auf die Appenzeller Stiftungslandschaft. Ein Auszug:

«Die Öffnung nach aussen nimmt zu, aber nur langsam»

Dem Bedürfnis der Öffentlichkeit nach Transparenz steht die Zurückhaltung der Stifter gegenüber. Diese Gratwanderung wird besonders deutlich im Vergleich zum Sponsoring: Während Sponsoren in der Regel explizit Wahrnehmung wollen, erwarten Stiftungen keine solche Gegenleistung. So verzichten sie oftmals auf die Platzierung ihres Logos, nicht nur aus Diskretion, auch zum Schutz vor einer Flut weiterer Gesuche.

«…etwas Experimentelles wagen»

Im Vergleich zu Bund und Kantonen sind Stiftungen agiler und können rasch und pragmatisch handeln. So können Themen behandelt werden, die der Staat nicht oder nur zum Teil erfüllen kann. Kantone und Stiftungen sind somit keine Konkurrenten, sondern ergänzen sich, wie auch ein aktuelles Beispiel zeigt. Heikel wird das Verhältnis zum Staat dann, wenn die öffentliche Hand beginnt Stiftungen zu vereinnahmen. Aufgaben, die der Staat von Gesetzes wegen zu übernehmen hat, werden jedoch gemäss vielen Stiftungsurkunden nicht unterstützt. Die Einhaltung solcher Vorgaben, bspw. ob Stiftungszweck und Vergabungen übereinstimmen, wird regelmässig durch die zuständige Stiftungsaufsicht kontrolliert.

«…Wirkung ist wichtiger als der Erhalt einer Stiftung»

In der aktuellen Niedrigzinslage schmälert sich der jährliche Ertrag und somit auch das Fördervolumen klassischer gemeinnütziger Stiftungen. Zugespitzt läuft dies auf einen Konflikt zwischen Wirkung und Existenz hinaus, doch pragmatische Lösungen wie Verbrauchsstiftungen oder die Beteiligung an Sammel- oder Dachstiftungen haben sich bewährt. Oberstes Ziel bleibt dabei stets, das Geld verantwortungsbewusst und im Sinne des Stifters einzusetzen. Nicht zu unterschätzen sind jedoch gesellschaftliche Veränderungen. Laufend werden neue Stiftungen mit aktuellen Zielsetzungen gegründet, während sich traditionelle, altehrwürdige Stiftungen teilweise überlebt haben. Dies trägt dazu bei, dass sich, wie in der restlichen Schweiz, auch in Appenzell Ausserhoden eine dynamische Stiftungslandschaft beobachten lässt.

Das vollständige Interview ist erschienen in «Der Status und seine Symbole, 160. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St.Gallen, St.Gallen 2020» und findet sich hier zum Download.

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