Perspektiven, auf die man bauen kann – Die 21. Ausgabe des Schweizer Stiftungssymposiums
400 Vertreterinnen und Vertreter des Stiftungssektors trafen sich vergangene Woche in Aarau, um neue Kontakte zu knüpfen, voneinander zu lernen und sich nach langer Pause endlich wieder einmal persönlich auszutauschen. Anlass dafür war das 21. Schweizer Stiftungssymposium, organisiert von SwissFoundations.
Stiftungen sind prädestiniert in Krisen schnell und unbürokratisch zu helfen. Um dies langfristig zu ermöglichen, bräuchte das Schweizer Rechtssystem gerade heute Flexibilität und Offenheit. Doch die Rahmenbedingungen, mit denen sich Stiftungen aktuell konfrontiert sehen, sind veraltet. In seiner Keynote spricht Prof. Dr. Dominique Jakob gar von einem unbefriedigenden Zustand. Mangelndes Verständnis und fehlende Kompetenzen der Politik verhindern eine Erneuerung, die parlamentarische Initiative Luginbühl hat das leider deutlich gezeigt. Dass es auch anders geht, zeigt die Studie zum Stiftungsstandort Zürich, welche u.a. von SwissFoundations in Auftrag gegeben wurde.
Dabei kann die Schweiz als Standort für gemeinnütziges Engagement durchaus auch Vorteile haben, betont Karen Tse, die Gründerin und CEO von International Bridges to Justice. Die Schweizer Neutralität hat ihr viele Türen geöffnet und die Expansion ihrer Organisation seit der Gründung im Jahr 2000 überhaupt erst möglich gemacht.
Der Kontext von Philanthropie und ihren Partnern verändert sich gerade rasant, nicht nur in der Schweiz. François Bonnici zeichnet ein zunehmend agiles, informiertes und langfristig orientiertes Bild der Philanthropie der Zukunft. Während mehrjährige, ungebundene Förderung zunimmt, werden auch immer mehr Netzwerke unterstützt und Kollaborationen eigegangen. Systemische Arbeit, der Begriff unter dem man diese Methoden zusammenfassen kann, tauchte während dem Symposium gleich mehrmals in verschiedenen Formen auf.
Der Handlungsbedarf ist hoch
Nach den drei Keynotes widmeten sich insgesamt zehn Workshops den konkreten Fragen aus dem Stiftungsalltag und deren Beantwortung. Wie organisiert man die Förderung, um die drängenden Herausforderungen unserer Zeit zu adressieren? Das enorm grosse Interesse an den beiden Workshops «Global Crises: Compelled to respond, but how?” und “Restricted vs. Unrestriced Funding” zeigt: mit oder ohne systemische Brille, das Thema bewegt.
Darum nicht verwunderlich, dass auch das Gespräch mit einem der grössten Philanthropen der Schweiz, André Hoffmann, mit vielen im Publikum räsonierte. Aus seiner Perspektive adressiert die traditionelle Philanthropie viel zu oft nur die Symptome statt den Ursprung eines Problems.
Als Ursache vieler Probleme identifiziert er die Art und Weise, wie heute Geld gemacht wird. Die Idee der nachträglichen Kompensation durch philanthropisches Engagement sei falsch. Entscheidend ist, bereits zu Beginn das Richtige zu machen. Statt Erfolg kurzfristig anhand des finanziellen Profits zu messen, sollten wir das menschliche, das soziale und das natürlich Kapital ins Zentrum stellen. Philanthropie und Unternehmertum sind dafür im gleichen Masse gefordert. Damit sie am gleichen Strang ziehen, müssen Brücken gebaut und eine gemeinsame Sprache gefunden werden.
Das 21. Stiftungssymposium förderte zahlreiche Ansätze und Ideen für ein responsivere, repräsentativere und nachhaltigere Philanthropie zu Tage. Sie alle waren inspirierend, aber auch etwas überwältigend. Wo beginnen? Im Grundsatz wollen wir doch alle (nur) glücklich sein, so das Schlusswort von André Hoffmann. Ein guter Leitsatz, auf den man sich immer wieder mal besinnen kann, wenn man den Wald vor lauter Perspektiven nicht mehr sieht.
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